Fenja & Jonte
Frust und erste Früchte

Frust und erste Früchte

Wir sind unzufrieden. Mit uns. Mit unserem Projekt. Was hat sich bisher getan? Nicht viel. Und woran liegt’s? An uns natürlich! Daran, dass wir Schwierigkeiten hatten. Und noch ein paar Probleme. Aber irgendwie hat sich dann doch was getan.

Unerwartete Probleme oder

Wenn so gar nichts funktioniert

Der Helferpool ist die Grundlage unseres Projektes, er wurde schon vom Streuobst e.V. eingerichtet. Auf ihm baut unsere ganze Arbeit auf, denn Ziel ist es ja, die Werbetrommel dafür zu rühren. Erst unsere Dozentin kam auf eine geniale Idee, die wir beide nicht hatten: Sie hat ausprobiert, sich anzumelden. Und festgestellt, dass das leider gar nicht funktioniert! Zack, müssen wir vom Anfang unseres Projektes erst noch einen Schritt zurück gehen und das Teil zum Laufen bringen.

Und haben wir schon erwähnt, dass es Schwierigkeiten gab? Zum Beispiel, dass der Webbaukasten der Vereinshomepage einfach nicht so wollte wie wir und wir sie bisher nicht bearbeiten konnten. Oder die Corona-Lockerungen, nach denen unser Merkblatt zwar immer noch irgendwie relevant ist, aber Ernten eigentlich gar nicht mehr so schwierig ist wie gedacht. Klar, es gibt trotzdem gewisse Dinge zu beachten – aber die Menschen sind lange nicht mehr so unsicher wie noch vor vier Wochen.

Dann kommt noch eine gute Portion Prokrastination dazu… Und schwupps, ist er da, der Abgabetermin für den zweiten Blog, für den man sich doch so schön vorgenommen hatte, erste Ergebnisse liefern zu können.

Neue Ziele für erste Früchte

Insgesamt könnte man also sagen, um es positiv zu formulieren: Wir haben unsere Ziele umgesteckt. Und ganz so schlimm ist es ja vielleicht doch nicht: Wir haben ein einigermaßen schönes und übersichtliches Merkblatt gestaltet (den Word-Vorlagen sei Dank) und die Kommunikation mit dem Verein klappt gut. Das Timing des Merkblattes ist auch nicht schlecht; die ersten Kirschen sind reif und bereit zur Ernte. Nur unsere nächsten Schritte mussten wir etwas anpassen:

Den Helferpool…

  1. zum Laufen bringen
  2. besser auf der Vereinshomepage präsentieren
  3. bewerben und viele Anmeldungen bekommen

Also ist doch trotz des ganzen Frustes irgendwie ein Silberstreif am Horizont zu sehen. Und da wir keinen ganzen Blog mit Dingen füllen wollen, die doof sind, gibt’s im zweiten Teil ein paar nähere Infos zur Gemeinwohl-Ökonomie und dem Streuobst e.V.

Auch Einzelbäume am Feldrand sind Streuobst!

Gemeinwohl-Ökonomie?!

Das TuWasSemester baut auf den Ideen der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) auf. Im Folgenden erfahrt ihr ein wenig mehr darüber und wir erklären, wie der Streuobst e.V. da unserer Meinung nach überhaupt reinpasst.

GWÖ – Was’n das?

Gemeinwohlorientiert zu wirtschaften, heißt ganz grundsätzlich, Wirtschaft ethisch zu betrachten bzw. zu hinterfragen. Das bedeutet, dass das Ziel vom Wirtschaften nicht mehr Gewinnmaximierung und Wachstum („Wachsen, wachsen, wachsen!“) sein soll, sondern der „Gemeinwohlmaximierung“ und damit dem Wohle aller dienen soll. Die Grundwerte eines gemeinwohlorientierten Unternehmens sind Solidarität, Menschenwürde, ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz; eine schöne Übersicht gibt dieses Video:

Unternehmen, aber auch Vereine, Gemeinden und Bildungseinrichtungen, können anhand dieser Kriterien eine Gemeinwohl-Bilanz aufstellen und sich zertifizieren lassen. So erhalten sie und alle anderen einen guten Überblick über die Wirkungen des Unternehmens auf Gesellschaft und Umwelt.

Der Streuobst e.V.

Der Verein ist zwar nicht gemeinwohlbilanziert, unserer Meinung nach aber trotzdem ein gutes Beispiel für zukunftsfähiges, gemeinwohlorientiertes Handeln in der Region. Im Folgenden erfahrt ihr, warum.

Menschenwürde

Jedes Kriterium wird auf allen Ebenen, nämlich bei den Lieferant*Innen, den Eigentümer*Innen und Finanzpartner*Innen, den Mitarbeitenden, den Kund*Innen und Mitunternehmen sowie im gesellschaftlichen Umfeld überprüft. „Menschenwürde“ ist ein Begriff, den fast jeder kennt, aber die wenigsten könnten seine Bedeutung erklären. Laut Bundeszentrale für politische Bildung bezeichnet sie den sozialen Wert- und Achtungsanspruch des Menschen, also genau das Gegenteil der finanziellen und körperlichen Ausbeutung, die aktuell dank Corona beispielsweise in den deutschen Schlachthöfen zutage tritt.

Beim Streuobst e.V. ist es selbstverständlich, dass das Geld nur Mittel zum Zweck ist, mit den Besitzer*Innen der Streuobstwiesen faire und individuelle Pachtverträge geschlossen werden und die Mitarbeitenden selbstbestimmt arbeiten können.

Durch die lokale Selbstversorung mit Lebensmitteln wird kein Import nötig von Obst, das unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert wurde. Die daraus hergestellten Säfte kommen ohne Zuckerzusätze aus und erleichtern es den Menschen, sich gesund zu ernähren. Und Allergiker*Innen können unter den alten Sorten einige finden, gegen die sie nicht allergisch reagieren.

Solidarität

Der zweite wichtige Punkt in der GWÖ sind Gerechtigkeit und Solidarität – also das Zusammenhalten und füreinander Eintreten, auch und gerade unter schwierigen Bedingungen. Die Einnahmen des Vereins werden zum größtmöglichen Teil wieder in die Pflege der Streuobstwiesen gesteckt. Mit anderen Streuobstaktiven steht der Verein in Kooperation und im regen Informationsaustausch und vernetzt sie miteinander. Die ehrenamtlichen Helfer können leider nicht angemessen für ihre wertvolle Arbeit entlohnt werden, erhalten aber immerhin eine Aufwandsentschädigung. 

Transparenz und Mitentscheidung

Auf den dritten Wert, die ökologische Nachhaltigkeit, sind wir im ersten Blogartikel schon ein wenig eingegangen. Das vierte und letzte Kriterium in der GWÖ sind Transparenz und Mitentscheidung. Die Vereinsmitglieder treffen auf der Jahreshauptversammlung basisdemokratische Entscheidungen. Im Verlauf des Jahres werden diese vom dort gewählten Vorstand übernommen. Über feste Angestellte verfügt der Verein zurzeit nicht (mehr), die Praktikanten und Ehremamtlichen können aber weitgehend selbst entscheiden, was sie wie tun.

Die Mostereien, die die Ernte verarbeiten, sind meist selbst Mitglieder und können dementsprechend mitbestimmen. Deren Kunden können das allerdings nicht. Dafür werden die Produkte transparent gestaltet, sodass sie wissen, dass das Obst für ihre Säfte regional erzeugt ist und keinen zusätzlichen Zucker enthält. Mitbewerber hat der Verein eigentlich nicht, sein Konzept ist einzigartig und der regionale Streuobst-Ansatz hebt die Säfte gut gegenüber anderen Saftanbietern ab.

Im Verein kann jeder Mitglied werden, egal ob im Bereich Streuobst tätig oder einfach nur als Unterstützer*In einer tollen Idee. So kann auch das gesellschaftliche Umfeld mitentscheiden. Die Aktivitäten des Vereins werden zum Teil auf seiner Website veröffentlicht. 

Wie weit reicht die Verantwortung?

Vielleicht habt ihr es gemerkt, wir haben die Lieferanten übergangen. Einerseits betreibt der Streuobst e.V. Urproduktion und hat demnach keine Lieferanten. Andererseits kommt er natürlich nicht aus ohne den Zukauf von Pflanzgut, Geräten und so weiter. Bei der Anschaffung einer Obstsammelmaschine kann man fragen: Erfüllt der Hersteller die GWÖ-Kriterien? Und seine Zulieferer? Und deren Zulieferer? Und am Ende steht dann die Frage: Wo und unter welchen Bedingungen wurden die Metalle geschürft, die im Gerät verbaut sind?

Das ist ein großes Problem für die Gemeinwohl-Bilanzierung: Wo ist Schluss, wie weit verfolgt man die Lieferkette? Unsere Wirtschaft wird gerne mit einem Baum mit verschiedenen (Wirtschafts-)Zweigen verglichen, aber eigentlich ist sie eher ein Netz: Alles ist miteinander verflochten. Und meistens sind diese Lieferketten bzw. -netze eben nicht transparent, sodass man sie kaum verfolgen kann.​​​​​​​

Früchte am Feldrand

Ein bisschen was erreicht haben wir ja doch

Zum Abschluss kann man sagen, dass wir in den acht Wochen, die das TuWasSemester schon hinter sich hat, viel gelernt haben und unser Projekt tatsächlich schon Früchte trägt. Natürlich haben wir noch viel vor, aber schließlich brauchen wir ja auch noch was, worüber wir im letzten Blogartikel erzählen können!

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