Fenja & Jonte
Mach mal mit!

Mach mal mit!

Eine Rundmail mit hunderten Empfängern, weitläufige Lockerungen und ein Zeitungsartikel: Gegen Ende des Tu-Was-Semesters ist nochmal einiges passiert. Dazu gibts noch Input zu Agroforst, externen Kosten und natürlich Gemeinwohl. 

Der Stand der Dinge

Da sind wir also wieder am Blog schreiben, drei Wochen sind gerade im Sommer schneller rum als man gucken kann und genug zu tun gibt’s sowieso. Aber diesmal können wir mit gutem Gewissen sagen: Es tut sich was! Und zwar nicht zu wenig. Die meisten im letzten Blog beschriebenen Probleme sind erledigt: Der Helferpool funktioniert und hat wenige Tage nach der Rundmail schon fast 40 Eintragungen, es gibt Neues zum Merkblatt, wir haben Rundmails an Vereine, Verbände und Verteiler geschickt und der Streuobst e.V. hat es sogar in die Zeitung geschafft.

Der einzige Wermutstropfen der letzten Wochen war die Website des Vereins. Aus Kostengründen ist es schlicht nicht möglich, weitere Reiter auf der Startseite einzutragen, und die vorhandenen müssen bleiben. So bleibt der Helferpool also hinter ein paar Klicks versteckt, unmöglich zu finden ist er aber natürlich nicht und unsere Mail enthält sowieso einen direkten Link zum Helferpool. 

Kleiner Exkurs

Um unserer Linie treu zu bleiben, wollen wir auch in diesem Blog wenigstens einen kleinen Teil mit Infos füllen und nicht nur über unser Projekt berichten. Zunächst gibts Input über Agroforst, dann noch zur Bilanzierung in der Gemeinwohl-Ökonomie. Außerdem kannst du selbst ausprobieren, welche Auswirkungen eine Gemeinwohl-orientierte Wirtschaft auf Unternehmen hätte.​​​​​​​

Streuobst ist Agroforst

Streuobstwiesen sind eine alte Variante eines Landwirtschaftssystems, das heute in neuer Form an Bedeutung gewinnt: In Agroforstsystemen wird eine landwirtschaftliche Fläche (Agro-) mit Gehölzen (-Forst) kombiniert. Das können Baumreihen oder Hecken sein und sie produzieren zusätzlich zur Feldfrucht oder Gras Obst, Wertholz, Energie, Laubheu, … Auch Tiere können integriert werden.

Die Planung eines Agroforstsystems ist aufwändig, denn zahlreiche Faktoren müssen mit einbezogen werden, es gibt fast unendlich viele Möglichkeiten und Fehler in der Planung rächen sich bitter, wenn die Bäume einige Jahrzehnte stehen werden. Agroforstsysteme können durch die Beschattung und das damit einhergehende feuchtere und kühlere Mikroklima sowie das hochgepumpte Grundwasser die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft abmildern.

Mehr Infos über Agroforst findest du auf der Homepage des Deutschen Fachverbandes für Agroforstwirtschaft. Viel Spaß beim Stöbern! 

Die Gemeinwohl-Zertifizierung

Einige Infos zur Gemeinwohl-Ökonomie steckten schon in unseren ersten beiden Blogartikeln. Was dabei immer wieder angerissen wurde, sind die Bilanzierung und die anschließende Zertifizierung. Darauf gehen wir in diesem letzten Artikeln näher ein.

Warum lassen sich Unternehmen überhaupt bilanzieren? Die Gemeinwohlbilanzierung kann dem Betrieb intern helfen, seine selbstgesteckten Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen und seine Mitarbeiter ebenfalls dazu zu motivieren. Folgt der Bilanzierung dann noch die Zertifizierung, ist das natürlich ein tolles Aushängeschild für das Unternehmen, das sich damit öffentlich zur Nachhaltigkeit als Betriebsziel bekennt. Das schafft auch Vertrauen seitens der KundInnen und LieferantInnen und macht den Betrieb zu einem attraktiven Arbeitgeber.

Aber wie genau läuft das jetzt ab, wer zertifiziert und was kostet der Spaß? Zunächst kann ein Unternehmen Kosten sparen, indem es sich selbst bilanziert, kann sich dann aber nur nach einem externen Audit zertifizieren lassen. Das Arbeitsmaterial ist für jeden zugänglich. Die „professionelle“ Bilanzierung wird von ausgebildeten GemeinwohlberaterInnen durchgeführt, die Kosten dafür orientieren sich an der Anzahl der Mitarbeitenden und es wird zwischen Kompakt- und Vollbilanz unterschieden. 

Der Bilanzierungsprozess erstreckt sich über mehrere Workshops im Abstand von einigen Wochen. Am Ende wird alles geprüft und veröffentlicht. Das Unternehmen hat dann eine bestimmte Anzahl von Punkten erreicht; je mehr, desto besser. Aber eigentlich ist das Ergebnis weniger wichtig als der Prozess, der dahin führte. Deshalb muss nicht unbedingt eine Zertifizierung folgen. Das Ergebnis ist dann zwei Jahre gültig, danach kann entschieden werden, ob eine weitere Bilanzierung folgen soll.

GWÖ im Planspiel erleben

Die Auswirkungen einer Politik, die gemeinwohlorientiertes Wirtschaften fördert, kann man in diesem Planspiel erfahren. Das folgende Foto zeigt eine Runde, in der „Lekka macht lustig“ (in blau) sich nicht um Umweltschutz, fairen Handel und gute Arbeitsbedingungen schert und damit fette Gewinne einfährt.

Gemeinwohlökonomie setzt auf hohe Steuern auf „schlechte“ Produkte

Sobald sich aber ab dem siebten Jahr (in grün) die Besteuerung am Gemeinwohl orientiert, macht das Unternehmen Verluste, und von Anfang an gemeinwohlorientiert wirtschaftende Unternehmen machen stattdessen Gewinn.

Natürlich ist das Planspiel stark vereinfacht, aber es zeigt, wie durch hohe Steuern auf „schlechte“ Produkte Kosten integriert werden können, die sonst auf die Umwelt, die Tiere und die Arbeiter abgewälzt werden und damit Umweltverschmutzung, Leid und schlechte Arbeitsbedingungen verursachen. Mehr zur Internalisierung von externen Kosten kannst du hier nachlesen.

Erfahrungen

(Un-)Übersichtliche Corona-Verordnungen?

Das mit den Verordnungen wirkt ja im Alltag immer etwas unübersichtlich und zeitweise verwirrend. Nimmt man sich allerdings die Zeit, genauer nachzulesen, ist alles gar nicht mehr so schlimm – es gibt ja beispielsweise nur eine gültige Verordnung für Niedersachsen, in der alles Erlaubte und Verbotene mehr oder weniger eindeutig und gut zusammen gefasst beschrieben ist. Im Prinzip ist es so also jederzeit möglich, rauszufinden, was jetzt eigentlich geht und was nicht.

Jetzt hat sich in den letzten Wochen aber doch einiges getan, und der Alltag lässt sich mittlerweile etwas einfacher gestalten. So einfach, dass wir uns entschieden haben, das Merkblatt nicht weiter zu aktualisieren. Denn Ernteeinsätze sind – unter Beachtung der im alten Merkblatt beschriebenen Hygienemaßnahmen – wieder problemlos möglich. Auch der Aufenthalt im öffentlichen Raum ist, unter Einhaltung der Mindestabstände und entsprechender Hygiene-Maßnahmen, allen gestattet. Somit steht einem Ernteeinsatz rechtlich nichts im Wege, und das kommt, wie wir finden, ziemlich passend zur Kirschenernte! 

Rundmail – Die erste Runde

Eine Rundmail zu schreiben klingt einfach, ist es aber nicht! Ein schönes Foto mitzuschicken erhöht die Chancen der Mail, nicht sofort gelöscht zu werden, große Datenmengen zu verschicken verbraucht bei hunderten Empfängern aber auch Unmengen von Strom. Duzen oder Siezen? Nicht so einfach, wenn man sowohl junggebliebene, dynamische Helfer als auch potentiell eher ältere Wiesenbesitzer ansprechen will. Am Ende haben wir uns für ein klitzekleines Vereinslogo und das Du entschieden.

Die Mail ging dann über regionale Verteiler in Witzenhausen und Göttingen, womit wir wahrscheinlich schon mehrere hundert Menschen erreichen konnten, sowie über den Univerteiler, der allein im Bachelor ca. 1000 Studierende erreicht. Außerdem ging unser Aufruf an die Ortsgruppen von NABU, BUND, Greenpeace, Die Grünen und die Grüne Jugend sowie das Landvolk, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und den Landschaftspflegeverband. Des weiteren haben wir die Mostereien im Landkreis Göttingen gebeten, die Infos an ihre Kunden weiterzugeben. Rückmeldung gab es bisher kaum, dafür haben sich schon 39 Menschen angemeldet! (Stand 3.7.20)

Mach mal mit!

Nach wie vor freuen wir uns über jede neue Anmeldung im Helferpool. Sei dabei und unterstütze die Göttinger Streuobstwiesen! Anmelden kannst du dich hier. Wir danken dir für deinen Einsatz!

Das Ende vom Anfang

Was bleibt also am Ende des Tu-Was-Semesters? Erstmal ist mit diesem Blogartikel noch nicht das Ende unseres Engagements erreicht. Unsere Mail werden wir noch weiter verbreiten, uns kommen immer neue Ideen für neue Kanäle. Neben jeder Menge theoretischem Wissen über Gemeinwohl-Ökonomie und vielen neuen Ideen und Anregungen im Kopf bleiben viele Skills, die man auch an anderer Stelle gut gebrauchen kann: Bloggen, Rundmails gestalten, Word-Vorlagen nutzen, und Geduld haben, auch wenns mal nicht läuft. Außerdem endlich eine heilsame positive Erfahrung mit Gruppenarbeit. Und so ganz nebenbei haben wir hoffentlich einige Menschen (uns eingeschlossen) motiviert, sich in Zukunft für die Göttinger Streuobstwiesen einzusetzen. Und das ist eine wunderbare Bilanz.

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Fenja

Fenja

Jonte

Jonte

1 thought on “Mach mal mit!

    • Danke euch Fenja und Jonte für euer Engagement für die Streuobstwiesen! Ich bin gespannt auf die Ernte im Herbst und die vielen helfenden Hände. Es freut es mich, dass durch eure Öffentlichkeitsarbeit die Schönheit und ökologische Bedeutung der Streuobstwiesen bekannter werden.

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